Bildung
Den Rohstoff wahren: Geist – Talentsuche statt Einheitslook
Wo anpacken und die Akzente richtig setzen? Frage und Aufgabe zugleich ist das: Mich interessiert dabei besonders die Bildung in all ihren Facetten und die kulturellen Themen:
- Einen Kindergartenplatz für alle gibt es inzwischen. Bei den Kindertagesstätten existiert Nachholbedarf vor allem in den Städten. Die staatliche Aufbauhilfe bleibt gefragt.
- Der Aufgabenkatalog frühkindlicher Bildung und Erziehung im Internet-Zeitalter will überarbeitet sein. Wer alle Talente rechtzeitig aufspüren will, muss vor allem die musische Bildung im Kindergartenalter ansetzen lassen. Systematisch.
- Grundschulen wohnortnah zu erhalten, liegt im Interesse der Verwurzelung der Menschen in ihrer Heimat. Ein bayernweites Standort-Sicherungskonzept kann dabei helfen, braucht aber auch Rückendeckung aus dem Landesentwicklungspro-gramm.
- Die weiterbildenden Schulen fördern besser und differenzierter als je zuvor die Talentsuche als bayerische Spezialität des Bildungswesens. 53% der Hochschulabgänger in Bayern schaffen das Studium schon ohne den Umweg über das Abitur. Es ist keine Einbahnstraße. Diese Wege zum Erfolg vertragen Erweiterung und Verstärkung.
- FOS und BOS boomen und garantieren mit ihrem anderen Aufbau bedarfsgerechte Nachwuchsförderung. Auf diesem Bildungsweg, verstärkt durch einen Ausbau der praxisorientierten, direkten Einstiege in den Beruf, lassen sich bisher ungehobene Wissens- und Fertigkeitspotentiale heben.
Lehrer – Erzieher statt Pauker
Die Lehrer von heute sind anders und mehr gefordert als noch zu meiner eigenen Zeit. Veränderte Familienstrukturen, ein gänzlich anderer Umgang mit der Medienwelt, ein dramatisch veränderter Medienkonsum haben das Berufsbild des altgedienten Pädagogen längst überholt. Lehrer sind mehr denn je zuvor auch Erzieher – „Lehrerzieher“, Persönlichkeiten, die Vorbilder in jeder Hinsicht zu sein haben. Die Lehrerbildung und das Bild vom Lehrer verlangen längst schon nach einer „Runderneuerung„. Das Tempo aller Entwicklung erwartet auch von den Lehrern „lebenslanges Lernen“. Auch über eine „Bezahlung nach Tüchtigkeit“ statt nach Studiendauer muss nachgedacht werden.
Hochschulnetze
Die Internationalisierung unseres Hochschulwesens ist auf den Weg gebracht. In der Globalisierungspolitik unserer Tage muss sie aber mit Wirtschaft und Gesellschaft Schritt halten und in der Netzwerkbildung an Tempo zulegen. Im Umbruch befindliche Politikfelder wie die Energieversorgung, die Finanzen, der Ethikbezug aller Naturwissenschaften können nicht ohne den „Blick über die Zäune“ verantwortlich geführt sein, sich selbst überlassen bleiben. Visionen ergeben sich oft aus der Zusammenschau der Themen im hochschulischen Kaleidoskop.
Urteilskraft aus „einem Guss“ in vielen Varianten
Und schließlich in diesen Tagen der Unterrichtsumstellung an unseren Schulen: Der Ganztagesbetrieb darf nicht wieder ausschließlich dazu herhalten müssen, noch mehr Wissen in schrumpfende Zeitraster zu packen. Der unterrichtlich und gemeinschaftsbildend gewonnene Nachmittag muss auf unterschiedlichste Weise dabei helfen, die Sozialisationsdefizite der vergangenen Jahre aufzufangen und zu ersetzen. Musik, Kunst und Sport wollen begabungsgerecht und talentorientiert in das Schulgeschehen einbezogen sein. Inklusion ist auch ein unterrichtskatalogischer Begriff, der in seiner Wirkung nicht länger unterschätzt werden darf.
Es bleibt dabei: Erziehung daheim zuerst
Dass Schule, die im Erziehungsprozess an die Stelle der Eltern gesetzt werden soll, deren Erziehungsauftrag nicht einfach übernehmen kann, liegt auf der Hand. Eine neue Kultur der Zusammenarbeit und gegenseitigen Rückendeckung muss in den Schulfamilien ihre Wurzeln haben. Der Einstieg ist mit dem ministeriellen Konzept der Eigenverantwortlichen Schule unternommen. Es garantiert, wenn die Eltern ihre Erziehungspflicht ernst nehmen, eine neue, aber nach wie vor verfassungsgerechteArbeitsteilung zwischen Elternhaus und Schule. Die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder bleibt Pflichtaufgabe der Eltern.