St.-Martins-Geschichte
Immer wieder werde ich gebeten, die Geschichte von St. Martin als Schutzheiligem von CDU und CSU noch einmal zu erzählen, zuzuschicken oder zu veröffentlichen. Hier ist sie nun. Individuelle, situationsbezogene Ausschmückungen sind jederzeit willkommen.
St. Martin ist – so behaupte ich in Kenntnis seiner legendären Lebensgeschichte – der Schutzheilige der Unionsparteien. Er ist es, weil er – unterwegs als römischer Offizier – auf nächtlich unwegsamer Strecke an einem Schwerkranken an der Straße Samariterdienste vollzog. Einmal abgestiegen, analysierte er die Situation vor Ort, stellte fest, dass der Schwerverletzte und Kranke am Straßenrand nur liegend zu transportieren war. Weil er ihn deshalb am Straßenrand zurücklassen musste, ließ er ihm den halben Mantel und die halbe Brotzeit, um Hilfe holen zu können. (Die Hälfte deshalb, weil er selbst ja auch durch die kalte Nacht kommen musste!)
Gesagt, getan: Martin suchte den Bürgermeister der nächsten Stadt auf, mobilisierte Hilfskräfte (Malteser?) und ließ sie ausrücken, um den Kranken ordentlich versorgt zu wissen. Dem Bürgermeister händigte er einige Talente aus, um die bestmögliche Rekonvaleszenz des Kranken vorzubereiten. Wenn dem Bürgermeister Geld übrig bliebe, so empfahl Martin, solle er dafür sorgen, dass sein Schützling mit dem Rest sich eine ordentliche Existenz aufbaue. Sei der Beitrag, den er leiste, zu gering, bäte er, Martin, die Stadt um ergänzende Auxiliarien. Nachdem alles verfügt war, verschwand Martin. Er wendete sich seinen ursprünglichen Aufgaben zu und verließ sich auf die Hilfsbereitschaft der angeworbenen Stadtvertreter. So hilfsbereit, pragmatisch und gemeinschaftsgebunden handelt einer von CDU/CSU.
Wäre Martin ein Sozialdemokrat gewesen, hätte er – anfänglich gleiches Verhalten vorausgesetzt wie beim Vertreter der Union – beim Wegreiten bemerkt, dass er mit der Teilung nur von Mantel und Brotzeit das Prinzip des Gleichheitsanspruches verletzt gewusst hätte. Als Sozialdemokrat wäre Martin deshalb vom Pferd gestiegen, hätte es mit dem Kranken geteilt und wäre neben ihm verhungert.
Martin mit der inneren Überzeugung eines FDPlers? Dann wäre er vorbei geritten. Denn: FDPler kümmern sich nicht um Fußgänger, sondern nur um Reiter.
Martin als Vertreter der Grünen? Er wäre dem Kranken wohl nie begegnet, weil er auf der Basis seiner Überzeugung das Pferd getragen hätte und dieserhalb wohl die Strecke bis zum Kranken gar nicht zu schaffen in der Lage gewesen wäre.
Martin bei der ÖDP? Er würde des Kranken nicht ansichtig, weil er rückwärts gewandt sein Pferd bestiegen hätte. So wäre ihm der Fall an der Straße erst ins Bewusstsein gerückt worden, nachdem er die kritische Stelle schon passiert gehabt hätte.
Martin bei den Freien Wählern? Dann wäre er nicht ausgeritten. Denn „Freie Wähler“ halten die Welt extra muros für exterritoriales Gebiet, reiten nicht aus und halten alles andere als das eigene Besitztum für unwichtig.
Schließlich: Martin als Mitglied der Linken? Das erscheint eher unwahrscheinlich. Heilige in dieser Partei? Und noch eines: Die Linken ignorieren ein Problem lieber, wenn sie sich vorgenommen haben, dass es nicht existiert, nicht existieren darf.
Martin ist und bleibt typisch CDU/CSU:
- Ankommen,
- Augenschein nehmen,
- Bestandsaufnahme machen,
- selbst helfen,
- andere einbinden,
- die Langfristperspektive der Hilfsaktion berücksichtigen und
- gewiss sein, dass der andere gut aufgehoben ist.
Dann – auch das gehört zum Konzept der Union – den Hilfesuchenden auch wieder in die eigene Verantwortung geschickt wissen. – Subsidiarität eben nach bester Definition!