Schulpolitik im Feuer: „Wie die Sozialisation dann noch funktionieren soll, bleibt fraglich“

26.09.2011 in Briefwechsel. Kommentare deaktiviert für Schulpolitik im Feuer: „Wie die Sozialisation dann noch funktionieren soll, bleibt fraglich“.

Sozialdemokratische Einwände (Leserbrief vom 26.9.2011) – Antwort von Dr. Thomas Goppel, MdL

Claudia Calabró, die sich freundlicherweise outet als SPD-Stadträtin, meinte in meinen Aussagen zur Schulpolitik versteckte Widersprüche (wozu verschweigt sie den Leserinnen) aufzeigen zu können.

Fest steht, dass Bayerns Schüler in allen Leistungsvergleichen heuer erneut Platz 1 belegen. Spricht das für Unlust und Stress?

Sind es in der SPD stets die Spaßlosen, die erfolgreich sind? Im Leserbrief der Stadträtin liest es sich so.

Fest steht, dass Bayern auch zum Schuljahr 2011/12 die meisten zusätzlichen Lehrer einstellt und in einer Aufholjagd besonderen Ausmaßes (auch ohne Wahltermin) alle Anträge auf Ganztagsbetreuung genehmigt und umsetzt. Verschafft das neue Chancen auf Ensozialisation, die Gemeinschaftsfähigkeit unseres Nachwuchses oder nicht? Gleichgültig, aus welchen Familien die Kinder stammen!

In Bayern erreichen heuer 42 % aller  Hochschulstudenten ihren Zugang dorthin nicht über das Abitur, sondern die beruflichen Schulen und den praktischen Beruf. So viele junge Leute wie sonst nirgends in Deutschland. Und es steht fest: Die Zielstrebigeren unter den Studenten kommen gerade nicht aus den Gymnasien. So gemischt funktioniert übrigens Sozialisation unter jungen Leuten am besten.

Die sozialdemokratische Ideologie, die wie die grüne der Jugend vortäuscht, dass die Abschaffung der Hauptschule Anlage-, Talent-  und Wissensdefizite automatisch beseitigt, verschweigt tunlichst, dass in Ländern ohne die Hauptschule doppelt so viele Schüler und mehr ohne Schulabschluss bleiben wie in Bayern. Wo da die Chancengleichheit sein soll, geschweige denn Chancengerechtigkeit, wenn das Maß der Dinge eine Einheitsprüfung wird und nicht mehr die individuelle Anlagenförderung im gegliederten Schulwesen, erklärt die Sozialdemokratin nicht. Das gibt es auch nicht. Sonst fielen nicht 20 % und mehr aus dem System.

Und ich bleibe dabei: Wenn fast die Hälfte der Studenten im Freistaat nicht aus den Gymnasien rekrutiert wird, sondern aus der Real- und den beruflichen Schulen, dann ist der überzeugende Beweis geliefert, dass die klare Ansage „kein Abschluss ohne Anschluss“, die für Bayerns Schulwesen steht, auch künftig Gültigkeit hat. Künftig noch mehr; weil  die Mittelschulen (Hauptschulverbund) einen weiteren Weg zur Mittleren Reife erschließen und, weil die anlagengerechte Förderung jeden Kindes im gegliederten Schulwesen  jedenfalls keine Schulzeitverlängerung erzwingt wie das eben die Südwest-Nachbarn mit GRÜNROT planen. „Zügig und veranlagungsgerecht zum Ziel“, heißt die Bayerndevise. Noch einmal: Damit stehen wir inhaltlich auf Platz eins. Und organisatorische Defizite, die niemand bestreitet, beseitigen wir gerade konsequent. Den dann verbleibenden Zeitdruck erzeugen weder die Kinder noch das Schulwesen, wie ich aber auf dieser Leserbriefseite lese, die Parlamentarier der Opposition. Dagegen gibt es Wahlzettel.

Kommentare geschlossen.